Was ist eine Prophezeiung? Die biblische Definition erklärt

Wenn wir das Wort „Prophezeiung“ hören, denken wir oft automatisch an die Vorhersage der Zukunft. Doch stellt die Bibel das genauso dar? Was ist eine Prophezeiung aus biblischer Sicht wirklich? Um diese Frage zu beantworten, lohnt sich ein genauerer Blick in die Heilige Schrift.

Bedeutung: Was ist eine Prophezeiung laut der Bibel?

Vereinfacht gesagt, definiert die Bibel eine Prophezeiung als eine Botschaft oder eine Mitteilung von Gott. Es geht also primär um den Ursprung der Nachricht, nicht zwingend um den Zeitpunkt des Geschehens.

In 2. Petrus 1:20, 21 erfahren wir ein wichtiges Detail über den Ursprung:

„Denn ihr müsst vor allem wissen: Keine Prophezeiung der heiligen Schrift entspringt irgendeiner persönlichen Auslegung. 21 Denn Prophezeiungen sind niemals menschlichen Ursprungs gewesen, sondern Menschen redeten auf Veranlassung Gottes, wie sie vom heiligen Geist geleitet wurden.“

Ein Prophet ist demgemäß jemand, der Mitteilungen von Gott empfängt und diese an andere weiterreicht. Er fungiert als Sprachrohr.

Wie hat Gott Prophezeiungen übermittelt? 4 Methoden

Wie genau gelangten diese Informationen von Gott zu den Menschen? Der biblische Bericht zeigt, dass es hierfür nicht nur einen einzigen Weg gab. Gott nutzte verschiedene Methoden der Kommunikation:

1. Lenkung der Gedanken (Inspiration)

Die Bibel spricht davon, dass die gesamte Schrift „von Gott inspiriert“ ist. Das griechische Wort bedeutet wörtlich „gottgehaucht“. Man kann sich das so vorstellen: Gott nutzte seine aktive Kraft, den heiligen Geist, um seine Ideen und Gedanken in den Sinn seiner Diener „einzuhauchen“. Der Inhalt stammte zu 100 Prozent von Gott, aber die Propheten nutzten ihre eigenen Worte und Formulierungen, um diese göttlichen Gedanken auszudrücken.

2. Mündliche Übermittlung durch Engel

Wenn es auf den exakten Wortlaut ankam, wies Gott die Engel an, seine Nachricht zu diktieren.

3. Visionen und Träume

Gott nutzte auch visuelle Eindrücke:

• Visionen im Wachzustand: Diese konnten so intensiv sein, dass sich der Prophet fühlte, als wäre er mitten im Geschehen.
• Trance: In anderen Fällen wurden Visionen übermittelt, während der Prophet in Trance war – ein Zustand zwischen Wachsein und Schlaf.
• Träume: Manchmal übermittelte Gott seine Nachrichten auch im Schlaf durch Träume.

4. Die schriftliche Form

Bekannt durch die Zehn Gebote, die Gott selbst niederschrieb und an Moses aushändigte.

Missverständnis: Sind Prophezeiungen immer Zukunftsvorhersagen?

Die Antwort ist ein klares Nein. Zwar beschäftigen sich viele biblische Prophezeiungen mit Dingen, die noch kommen sollten, aber das war nicht ihr einziger Zweck.

Prophezeiung als konditionale Warnung

Eine Mitteilung Gottes konnte eine Warnung sein. Gott ließ den Israeliten mitteilen, dass ihr schlechtes Verhalten Konsequenzen haben würde. Das Interessante dabei ist der konditionale Charakter: Würden sie sich ändern, hätte das positive Folgen. Das zukünftige Geschehen hing also von der Entscheidung der Menschen im Hier und Jetzt ab.

Prophezeiungen ohne Bezug zur Zukunft

Es gibt biblische Prophezeiungen, die absolut nichts mit einer Vorhersage zu tun hatten, sondern andere Zwecke erfüllten:

• Erklärung der Vorgehensweise Gottes: Als die Israeliten in Not waren, sandte Gott einen Propheten, um zu erklären, warum er nicht geholfen hatte (wegen ihres Ungehorsams in der Vergangenheit).
• Offenbarung der Vergangenheit: Als Jesus mit einer Frau am Brunnen in Samaria sprach, nannte er Details aus ihrem Privatleben. Sie erkannte ihn als Propheten an, weil er durch göttliche Eingebung ihre verborgene Geschichte kannte.
• Offenbarung von verborgenem Wissen: Als Jesus verhört und geschlagen wurde, spotteten die Wachen: „Prophezeie uns, wer dich geschlagen hat!“ Hier ging es darum, durch Gottes Kraft etwas zu offenbaren, was im Verborgenen geschah (die Identität des Schlägers), nicht um die Zukunft.

Fazit

Zusammenfassend können wir sagen: Eine biblische Prophezeiung ist weit mehr als ein Blick in die Zukunft. Sie ist eine göttliche Kommunikation. Ob durch Engel, Visionen, Träume oder gelenkte Gedanken übermittelt – sie dient dazu, Gottes Willen, seine Warnungen oder sein Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft den Menschen zugänglich zu machen.